Verwaltungsfachangestellte besuchen den Hessischen Landtag
Bisher kannten die meisten der Auszubildenden des ersten und zweiten Ausbildungsjahres zu Verwaltungsfachangestellten den Landtag, seine Wahl, Zusammensetzung und Aufgaben nur aus der „grauen“ Theorie; handelt es sich doch dabei um prüfungsrelevante Themengebiete aus den Fächern „Staatsrecht“ (LF02) und „Politik und Wirtschaft“.
An einem ungewöhnlich milden Dezembertag (15 Grad!) sollte sich dies ändern, denn die beiden Klassen 10XVF und 11XVF hatten gemeinsam mit ihren Klassenlehrern Patricia Reimer und Stefan Weber die Gelegenheit, den Hessischen Landtag in Wiesbaden im Rahmen einer Führung etwas näher kennenzulernen.
Nach der Begrüßung durch die beiden Führer des Landtags mussten sich die Besucher zunächst einer eingehenden Gepäckkontrolle wie am Flughafen unterziehen, denn es gilt, die Sicherheit der Abgeordneten und Mitarbeiter des Landtages zu gewährleisten.
Der anschließende Einführungsvortrag fand im großen Sitzungssaal statt, in dem unter anderem während der Pandemie die landesweiten Corona-Maßnahmen beschlossen wurden. In einer Mischung aus Videoclips, Vortrag und Fragerunde konnten die Schülerinnen und Schüler viel Grundlegendes über die Zusammensetzung des Landtages (derzeit 133 Abgeordnete inklusive Überhang- und Ausgleichmandate, regulär mind. 110 entsprechend der doppelten Anzahl der 55 Wahlkreise in Hessen), die Verteilung der Sitze auf die einzelnen Parteien (CDU, SPD, AfD, Grüne, FDP sowie drei fraktionslose Abgeordnete) und die wesentlichen Aufgaben des Landtages erfahren. Das Gesetzgebungsverfahren auf Landesebene sowie die Bedeutung der Gewaltenteilung wurden anhand von kleinen Videoeinspielern erklärt.
Die Besucher erfuhren, dass Astrid Wallmann (CDU) die erste Frau im Amt des hessischen Landtagspräsidenten ist und welche Aufgaben sie zu erfüllen hat. Es wurde nach der Altersverteilung im momentanen Landtag gefragt (Durchschnitt liegt bei gut 49 Jahren) und woher die Themen für die Tagesordnungspunkte der Plenarsitzungen kommen (diese werden häufig durch Kontakte und Veranstaltungen mit den Bürgerinnen und Bürgern in den Wahlkreisen eingebracht). In diesem Zusammenhang kam auch das Petitionsrecht zur Sprache, welches jedem Bürger das Recht gibt, sich schriftlich mit Bitten oder Beschwerden an zuständige Stellen oder die Volksvertretung (Bundestag oder Landesparlamente) zu wenden.
Beim nächsten Programmpunkt wurde die Besuchergruppe in den Plenarsaal geführt, wo man sich von der Besucherebene aus einen sehr guten Überblick über die Sitzordnung der Abgeordneten gemäß ihrer Parteizugehörigkeit verschaffen konnte. Überraschend war es für die jungen Zuhörer, dass jede Plenarsitzung auch heute noch ganz klassisch mit allen Wortbeiträgen und Zwischenrufen „stenografiert“ werde. Und auch auf die Frage, ob es denn im Landesparlament manchmal laut zuginge, bekamen sie eine Antwort: So berichtete die Sprecherin, dass es bei Beleidigungen Geldstrafen von 2000 bis 3000 Euro für die beteiligten Abgeordneten geben könne und sogar ein Verweis aus dem Plenarsaal denkbar sei.
Den Abschluss der Führung bildete ein Rundgang durch das angrenzende „Wiesbadener Stadtschloss“, welches von außen einen eher schlichten Eindruck vermittelt, aber innen mit viel Prunk, riesigen Kronleuchtern und aufwändigen Wandverzierungen beeindrucken
konnte. Hier fanden von 1946-1960 die Plenarsitzungen in diesem königlichen Ambiente statt.
Ausgestattet mit vielen Informationen und Eindrücken beschlossen die Azubis und Lehrer ihre Exkursion mit einem Bummel über den Wiesbadener Sternschnuppenmarkt.
In Zukunft soll der Besuch des Landtages im zweijährigen Rhythmus stattfinden, so dass alle Verwaltungsazubis einmal die Gelegenheit haben, an dieser Exkursion teilnehmen zu können.







